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Spielsucht und Glücksspielsucht - Hilfe bei der Suchtbekämpfung und Therapie

Wie erkennt man Spielsucht?

Der Übergang von zunächst unauffälligem Spielverhalten zu problematischem oder pathologischem Spielen ist oft fließend – und wird von Betroffenen wie Umfeld lange nicht erkannt. Weil äußere Anzeichen zu Beginn fehlen, ist es schwierig einzuschätzen, wann aus „Spaß am Spiel“ ein gesundheitlich relevantes Problem wird. Es gibt jedoch typische Warnsignale, die auf eine entgleitende Kontrolle und zunehmende Belastungen hinweisen.

Spielsucht erkennen – der Betroffene

  • zieht sich zurück, sagt Termine häufig ab, vernachlässigt Familie, Freundschaften oder Arbeit
  • leiht sich häufig Geld im Familien- oder Freundeskreis; ungeklärte Geldengpässe
  • deutliche Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Schlaf- oder Konzentrationsprobleme
  • verschleiert oder bagatellisiert das Ausmaß des Spielens, lügt über Einsätze/Verluste
  • wirkt, als würde etwas verheimlicht; Ausreden, wenn es um Finanzen oder Freizeit geht

Typische Symptome für mögliches Suchtverhalten

Für Betroffene können unter anderem folgende Anzeichen auf ein behandlungsbedürftiges Problem hindeuten (orientiert an DSM-5/DSM-5-TR und ICD-11, Code 6C50):

  • Starkes Verlangen („Craving“), regelmäßig spielen zu müssen
  • Kontrollverlust: geplantes Stoppen oder Reduzieren gelingt nicht
  • Toleranz: die gewünschte Erregung wird erst durch immer höhere Einsätze erreicht
  • Unruhe/Reizbarkeit, wenn das Spielen eingeschränkt oder beendet wird
  • Fortsetzen trotz negativer Folgen (z. B. Schulden, Konflikte, Leistungsabfall)
  • Gedankenkreisen um Glücksspiel (Planen, Revue passieren lassen, Verluste „nachjagen“)
  • Gefährdung/Verlust wichtiger Beziehungen, Chancen oder Arbeits-/Ausbildungsziele
  • Verheimlichen des Ausmaßes (Täuschung gegenüber Angehörigen/Behandelnden)
  • Rückgriff auf Geld anderer (Leihen/Schulden), um zu spielen oder Verluste auszugleichen

Phasenmodell der Glücksspielsucht

Klassische Verlaufsbeschreibungen – zum Beispiel Einstiegs-, Verlust- und Suchtphase – können helfen, Dynamiken zu verstehen. Sie ersetzen jedoch keine Diagnose. Verläufe sind nicht streng linear; Rückfälle oder Phasenwechsel sind möglich.

Illustration der einzelnen Phasen der Glücksspielsucht

Einstiegs- bzw. Anfangsphase

Glücksspiel wird als Freizeitaktivität erlebt; erste Gewinne stärken Zuversicht und Erwartung. Kontakte zur „Spielszene“ nehmen zu, Spielzeiten werden länger.

Verlust- bzw. Krisenphase

Einsätze und Spielhäufigkeit steigen. Verluste werden nachgejagt („Chasing“). Es kommt zu Konflikten, Leistungsabfall und zunehmender finanzieller Belastung.

Abhängigkeit/Suchtstadium

Kontrollverlust, Vorrang des Spielens vor anderen Lebensbereichen, Fortsetzen trotz Schaden. Entzugssymptome wie Unruhe, Gereiztheit oder Schlafstörungen können auftreten. In Einzelfällen werden zur Geldbeschaffung grenzüberschreitende oder illegale Handlungen versucht – das ist kein DSM-5-Kriterium mehr, kann aber als Folge vorkommen. Abstinenzversuche scheitern häufig ohne Unterstützung.

Schweregrad der Spielsucht erkennen

Symbolbild Spielsucht – Betroffener am Spielautomaten

Zur Erstorientierung existieren Selbsttests; zur diagnostischen Abklärung sollten jedoch fachliche Interviews oder Screenings eingesetzt und die Diagnose nach DSM-5/DSM-5-TR bzw. ICD-11 (Code 6C50) gestellt werden.

  • „20 Questions“ (Gamblers Anonymous): niedrigschwelliger Selbstcheck einer Selbsthilfe-Gemeinschaft; kein validiertes Diagnoseinstrument, kann aber als Anstoß dienen.
  • PGSI – Problem Gambling Severity Index: international verbreiteter, validierter Screen zur Einstufung der Problematik.
  • KFG – Kurzfragebogen zum Glücksspielverhalten (Petry & Baulig, 1995): im deutschsprachigen Raum etabliert; erfasst Schweregrade.
  • SOGS – South Oaks Gambling Screen (Lesieur & Blume, 1987): historisch bedeutsam; orientiert sich an älteren DSM-Versionen und wird heute eher ergänzend verwendet.

Hinweis: Ein „positiver“ Selbsttest ersetzt keine Diagnose. Bei Verdacht sollte eine fachliche Einschätzung und – bei Bedarf – eine Beratung oder Therapie erfolgen. Frühzeitige Hilfe verbessert die Prognose deutlich.

Häufige Fragen (FAQ)

Woran erkenne ich problematisches Glücksspiel?

Warnzeichen sind u. a. Rückzug, häufige Terminabsagen, ungeklärte Geldengpässe, Stimmungsschwankungen, Verschleierung des Spielens sowie Lügen über Einsätze und Verluste.

Ab wann gilt Glücksspiel als Störung nach DSM-5/DSM-5-TR?

Wenn mindestens 4 von 9 Kriterien innerhalb von 12 Monaten erfüllt sind. Beispiele: Kontrollverlust, Toleranz, Unruhe bei Reduktion, Fortsetzen trotz negativer Folgen.

Was bedeutet „Chasing“ bei Glücksspielsucht?

„Chasing“ heißt, Verluste nachzujagen – Betroffene erhöhen Einsätze oder spielen weiter, um Verluste sofort auszugleichen. Das verstärkt die Problematik.

Welche Phasen der Glücksspielsucht werden häufig beschrieben?

Häufig genannt werden Einstiegs-/Anfangsphase, Verlust-/Krisenphase und Abhängigkeit/Suchtstadium. Verläufe sind nicht streng linear; Rückfälle sind möglich.

Welche Selbsttests gibt es und ersetzen sie eine Diagnose?

Selbstchecks wie die „20 Questions“ können Hinweise liefern, ersetzen aber keine klinische Diagnose. Bei Verdacht ist eine fachliche Abklärung erforderlich.

Welche Screening-Instrumente nutzen Fachstellen?

Gängig sind PGSI (Problem Gambling Severity Index) und im deutschsprachigen Raum der KFG. Der SOGS ist historisch bedeutsam, wird heute eher ergänzend verwendet.

Was soll ich tun, wenn ich eine Glücksspielsucht vermute?

Suchen Sie frühzeitig Beratung oder Therapie. Eine fachliche Einschätzung nach DSM-5/DSM-5-TR bzw. ICD-11 (Code 6C50) verbessert die Chancen auf Stabilisierung deutlich.