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Computerspielsucht – Therapie, Test und Hilfe

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Computerspielsucht – Therapie, Test und Hilfe

Hin und wieder geistert durch die Medien der Begriff Computerspielsucht, doch oft werden die dort geführten Diskussionen den wirklichen Ursachen und Problemen der Betroffenen und Angehörigen nicht gerecht. Wir haben Ihnen daher im folgenden Artikel fundierte Informationen über die meist gestellten Fragen zum Thema Computerspielsucht zusammengetragen:

  • Was ist Computerspielsucht?
  • Welche Ursachen hat sie?
  • Wie kann man Computerspielsucht erkennen?
  • Wo können Betroffene Hilfe finden?

Allgemeine Informationen zur Computerspielsucht

Der Computer- und Internetgebrauch spielt im Leben unserer Gesellschaft eine zunehmend größere Rolle. Rund 85% der deutschen Haushalte verfügen privat über einen oder mehrere Computer, fast ebenso viele über einen Breitbandinternetanschluss. So ist es wenig verwunderlich, dass die Zahl der an Computersucht Erkrankten in den letzten zehn Jahren deutlich stieg.

In der Fachsprache wird dies „Pathologischer Gebrauch von Computern“ genannt. Doch Computersucht ist nicht gleich Computersucht, denn darunter werden verschiedene Ausprägungen der Erkrankung zusammengefasst. Beispielsweise gibt es die Sucht nach

  • Computerspielen,
  • Internetgebrauch oder
  • Online-Pornografie und sogar
  • nach sozialen Netzwerken.

computerspielsucht Bislang liegen allerdings noch nicht zu allen Formen ausreichende Forschungsergebnisse vor, sodass zurzeit noch alle Formen unter der Bezeichnung Computer- und Internetsucht zusammengefasst werden.

Allgemein gesagt gelten Menschen als süchtig, deren Lebensinhalt vorrangig aus Computerspielen besteht – nicht, weil sie es möchten, sondern es zu einem Zwang geworden ist. Dadurch werden Freunde, Familie, Schule, Studium und Beruf jedoch stark vernachlässigt.

Besonders anziehend wirken MMORPGs oder auch Massively Multiplayer Online Role-Playing Games, bei denen man allein oder in Gruppen Aufgaben meistern und Abenteuer bestreiten kann. Da es jedoch immer etwas zu tun gibt, entsteht schnell ein gewisser Druck, jederzeit online sein zu müssen – um alles zu schaffen und nichts zu verpassen.

Doch hierbei muss differenziert werden: Nicht jeder, der ein Online-Rollenspiel gerne spielt, ist auch automatisch süchtig. Es wird erst besorgniserregend, wenn Menschen den normalen Alltag meiden und sich in eine Spielwelt zurückziehen, das Spiel über Termine, Verpflichtungen und eigene Bedürfnisse stellen.

Verbreitung der Sucht

Im Drogen- und Suchtbericht 2009 nahm die Bundesregierung erstmals Stellung zur Problematik Computer- und Internetsucht. Damals ging man von 2,8 Millionen Betroffenen aus, wobei die Dunkelziffer deutlich höher geschätzt wurde.

Neuere Zahlen bietet lediglich die Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahre 2011. Demnach spielen:

  • 80 % der 12 bis 17 Jährigen, sowie 75 % der 18 bis 25 Jährigen Offline-Computerspiele, per Smartphone oder Spielekonsole und
  • 60 % der 12 bis 17 Jährigen, sowie 50 % der 18 bis 25 Jährigen Online-Computerspiele.

Groben Schätzungen nach sind davon ein bis sechs Prozent wirklich computerspielsüchtig – wobei deutlich mehr Jungs als Mädchen betroffen sind.

Den Ursachen auf der Spur

Die Ursachen für Computerspielsucht sind breitgefächert. Oft gibt es nicht nur einen Auslöser, wegen dem Betroffene zu einer exzessiven Nutzung von Computerspielen neigen, sondern es ist ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren:

computerspielsucht ursachen

  • Der häufigste Grund ist die Stressbewältigung und Ablenkung mit Computerspielen. Besonders Menschen mit Depressionen oder sozialen Phobien nutzen virtuelle Welten, um Frust und Unsicherheit zu vergessen und genießen die Unbeschwertheit dort – selbst wenn das reale Leben derweil zusammenbricht.
  • Aber auch die Persönlichkeit spielt eine große Rolle bei der Frage, ob man süchtig wird. Besonders gefährdet sind an ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) Erkrankte. Aber auch Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl fühlen sich von Online-Rollenspielen angezogen, denn in der virtuellen Welt finden sie deutlich schneller einen Weg, anerkannt und in eine Gruppe integriert zu werden.
  • Neurobiologisch betrachtet löst exzessives Computerspielen dieselben hirnphysiologischen Prozesse aus wie beispielsweise Alkoholsucht: Während die durch das Bild eines Bieres stimuliert werden, löst der Screenshot des jeweiligen Lieblingsspiels bei Computerspielern ähnliche Reaktionen aus. Darüber hinaus locken viele Online-Rollenspiele mit Belohnungssystemen, auf die besonders männliche Computerspieler reagieren: Für erledigte Aufgaben werden Spieler belohnt, wodurch das Gehirn motiviert wird, weiterspielen bzw. mehr erreichen zu wollen.

Die Symptome der Computerspielsucht

computerspielsucht symptome Symptomatisch unterscheidet sich die Computerspielsucht wenig von anderen Abhängigkeitserkrankungen: Die Betroffenen verlieren nach und nach die Kontrolle über ihr Nutzungsverhalten und verbringen daher so viel Zeit am Computer oder im Internet, dass ihr

  • privates und
  • berufliches Leben,
  • sowie ihre Gesundheit

darunter leiden. Zur besseren Erkennung des Krankheitsbildes wurden von der American Psychiatric Association neun Kriterien entwickelt. Sobald Betroffene fünf oder mehr Symptome in einem Zeitraum von 12 Monaten zeigen, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden:

  • Hauptsächliche Beschäftigung mit dem Thema Internet- bzw. Online-Spiele. Sollte man nicht spielen können, drehen sich die Gedanken vorwiegend darum.
  • Wenn es nicht möglich ist, am Computer zu spielen, treten Entzugserscheinungen wie Gereiztheit, Nervosität, Traurigkeit oder Ängstlichkeit auf.
  • Es erfolgt eine Toleranzentwicklung mit dem Bedürfnis, immer mehr Zeit mit Computerspielen zu verbringen.
  • Familienmitglieder, Therapeuten oder andere Menschen werden bei der Darstellung des wirklichen Ausmaßes der Computerspielsucht getäuscht.
  • Computerspiele werden dazu genutzt, negative Emotionen wie Angst, Schuld oder Hilflosigkeit zu lindern.
  • Deutlich weniger Interesse an früheren Hobbies und sozialen Kontakten.
  • Obwohl Betroffene erkannt haben, dass sie psychosoziale Probleme haben, spielen sie dennoch exzessiv weiter.
  • Es werden erfolglose Versuche unternommen, weniger zu spielen.
  • Es besteht die Gefahr, dass Betroffene aufgrund der Computerspielsucht den Kontakt zur Familie und Freunden verlieren oder Ausbildung, Beruf und Karrieremöglichkeiten nicht mehr verfolgt werden.

Es gibt jedoch keine reine Stundenangabe, ab der man Betroffene als süchtig oder nicht einstufen kann. Es ist daher wichtig, selbst bei mehreren Signalen zu differenzieren. Verdrängen oder schönreden sollten Signale allerdings ebenso wenig, daher ist ein Rat in jedem Fall eine gute Idee, selbst wenn es abschließend zu keiner diagnostizierten Computerspielsucht kommt.

Anerkennung der Computerspielsucht und Hilfe für Betroffene und Angehörige

Obwohl die Sucht nach Computerspielen damals schon als besorgniserregend eingestuft wurde, fehlt bis heute die offizielle Anerkennung als eigenständiges Störungsbild bzw. als Krankheit. Doch es gibt zahlreiche Initiativen, die sich für die Aufnahme in das ICD-10 (dem internationalen Klassifikationssystems für Krankheiten) stark machen, um bessere Therapiemöglichkeiten für Betroffene zu schaffen. Hilfe finden Betroffene und Angehörige bei Beratungsstellen für Spielsucht.

Quellen:
DeStatis, 2014: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/EinkommenKonsumLebensbedingungen/
AusstattungGebrauchsguetern/Tabellen/Infotechnik_NL.html

DeStatis, 2015: https://www.statistik-bw.de/VolkswPreise/Indikatoren/HH_ausstattungsgradPCIP.asp
Drogenbericht 2014: http://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Presse/Downloads/Drogen-_und_Suchtbericht_2014_Gesamt_WEB_07.pdf